Drei Mücken im Gulasch

– Es schwirren drei Mücken durchs offene Fenster,
drei schwarzdicke summende Mückengespenster,
die fliegen durch‘s Zimmer und woll‘n in die Küche,
von dort kommen kirschsüße Tortengerüche.

Die Torte, da steht sie! Die Mücken, sie summseln,
rundumseln die Torte, und alle drei brummseln
im Sturzflug und mitten hinein in die Torte,
was soll man da sagen, ja, hat man da Worte,

drei Mücken, die haben die Landung geschafft
und schwimmen und zappeln im Kirschtortensaft,
so ist es passiert, es ist nicht gelogen,
und tortensatt sind sie dann weitergeflogen,

es roch aus der Küche nach Gulasch, die Mücken,
nach Kirschtorte wollten sie Gulasch verdrücken,
so flogen sie rüber zum Gulaschtopf
und stürzten ins Gulasch, Hals über Kopf.

Man sah sie im Gulaschtopf untergehen,
kein Mensch hat sie jemals wieder gesehen.


Die zwei Ameisen
(nach Joachim Ringelnatz)


Es waren einmal zwei Ameisen,
die wollten von Haan nach Hilden verreisen,
zwei Tropfen Honig für unterwegs
nahmen sie mit und zwei Krümel Keks.
Es ging über Straßen, eine lange Allee,
und bald schon taten ihnen die Beine weh,
und die eine sagte zur andern ganz leise:
Wir schaffen das nicht mit der weiten Reise …
Die andere sagte: Hast recht, irgendwann
gucken wir uns die große Stadt Hilden an,
fahren versteckt dorthin mit dem Bus,
hinter Hannas Ohr, die uns mitnehmen muss.


Der Hund und ich


– Ich geh so auf der Straße und
mir hinterher spaziert ein Hund.
Und bleib ich stehn, steht auch der Hund …
hat der zum Stehen einen Grund?

Ich dreh mich um, geh hin zum Hund
und frag ihn: «Hund, gibt’s einen Grund,
dass du hier stehn bleibst?» Sagt er: «Und?
Das weißt du doch, die Welt ist rund

und groß, für dich und mich als Hund
ist Platz genug zum Stehen. Und
herumstehn ist doch hundsgesund,
du Tier!» Sagt da der Hund zu mir …


Linalu
– Ich bin Linalu, das Robbentier,
gönne mir die Sonne hier, 
liege im Sand, und um mich her
rauscht das Meer,
hörst du das Meer?
Du, ich bitte sehr,
nicht stören, die Sonne über mir
spricht – leise spricht die Sonne mit mir,
ruft mir ins Ohr mein Lieblingsliedchen,
Liedchen vom schönen Bullenmann Friedchen,
der mich besuchen will,
sei doch still!
Hörst du‘s?
Bullenmann Friedchen ruft: 
Linalu,
du, auf welchem Stein liegst denn du?
Friedchen, hier, mein Bullenschätzchen,
wie immer auf unserem Sonnensandplätzchen!
Watscht, platscht, patscht,
da hörst du‘s, wie mein Friedchen durch‘s Wasser tatscht,
her zu mir,
gleich liegen wir
vom Meer umrauscht auf unserm Stein,
wollen nicht gestört sein,
nicht gestört sein …

 
Zum Schulanfang
– Du kannst mit Wörtern auf der Wiese liegen,
die Wörter, Hanna, sind in Bücher eingepackt,
und darin steht, warum Gedanken fliegen,
warum der Specht in Bäume Löcher hackt,
du lernst das Lesen, Hanna, und du übst das Fragen,
die Schule wird ein tolles Abenteuer sein,
du lernst, wie Sterne Guten Abend sagen,
ob du ein Ja hörst, doch es ist ein Nein,
und eines Tages, Hanna, hast du von der Welt
dir tausend Abenteuerbilder vorgestellt. 


Guck nach!
Es war einmal ein Mückentier, 
das flog vor eine Wand
und – knallte hart dagegen, bums! 
Und? – War ein Elefant!

Ganz plötzlich, bums, ist es ein Elefantentier,
fällt von der Wand – 
und – Hanna, trampelt jetzt zu dir
und steht schon vor der Tür! 
Guck nach, da steht ein Elefant!

Du meinst,
nur eine Mücke hockt da …? 

Die als Elefant 
da grade stand,
vor fünf Minuten noch, 
ich hab ihn doch gesehen:
Grau war er, groß, der wollt‘ spazieren gehen,
Hanna, mit dir! 
Und jetzt, sagst du, 
ist nirgendwo ein Elefant zu sehn?

Dann musst du mit der Mücke halt spazieren gehn. 


Die Kuh von Bauer Fietjen


– hören >>


Eine Kuh im Morgenlicht

frisst, was andres tut sie nicht.

Sonne scheint ihr aufs Gehörn,

Nachbars Ochse hat sie gern.


Fliegt ein Vogel hin zur Kuh,

brüllt sie zur Begrüßung: Muh!

Pfeift der Vogel ihr ein Liedchen,

pfeift auch eins der Bauer Fietchen,


der kommt morgens auf die Wiese,

fragt die Kuh: «Wie geht’s denn, Liese?»

Zärtlich kneift er sie ins Ohr,

hüpft die Kuh ihm dann was vor,


macht Geschlenker mit dem Schwanz

und verjagt den Mückentanz.

Bauer Fietchens Traktor knattert,

ist zur Scheune fortgerattert. 


Wenn der Tag zu Ende geht,

hat die Kuh sich umgedreht,

läuft den Sonnenstrahlen nach,

stellt sich unters Scheunendach.


Bauer Fietchen schiebt die Kuh

in den Stall, die Tür schlägt zu.

Liegen da im Stall verknäult

junge Hunde, einer heult.


Schnelle Katzenaugen blinken,

Kuh lässt laute Pupser stinken.

Wenn die Nacht gekommen ist,

träumt sie, dass sie weiterfrisst.


Laufen aus den Löchern Spinnen,

kann ein neuer Tag beginnen,

und die Kuh im Morgenlicht

frisst, was andres tut sie nicht.