Das einsame Hosenbein


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Da hängt es auf der Wäscheleine,

da flattert es im Wind,

ein Hosenbein,

so ganz allein …

tja, wenn da noch eins wär,

und ungefähr

genau so lang, dann könnte man

die beiden Hosenbeine …

erst in die Waschmaschine stecken …

und nimmt sie frisch gewaschen raus

und macht sich eine Hose draus.



Sommerschneeflocke 

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Ein Mann geht über Pflastersteine.
Kopf hoch. Er schaut die Wolken an:
Es gehen unter ihm die Beine,
und obendrüber geht der Mann

und ärgert sich. – Am Himmel oben
ziehn Vögel eine lange Bahn,
huiiiii, hat der Wind sie fortgeschoben. –
Der Mann guckt jetzt die Straße an,

guckt runter auf die Pflastersteine,
grau sieht die Welt aus Steinen aus,
durchs Grau gehn seine Hosenbeine,
und da am Eck spitzt eine Maus,

so grau, so steinegrau die Welt …
doch da! Im Grau und kaum zu sehn,
wer hat denn das da hingestellt?
Die Beine bleiben plötzlich stehn,

der Mann, er lacht! Geht in die Hocke:
da wächst in einer Pflasterritze
winzig wie eine Sommerflocke
aus Schnee … er schiebt die Nasenspitze

näher heran: Ein Gänseblümchen,
winzig und schön, sagt nichts, steht stumm
im wiesengrünen Blattkostümchen
in all dem Steinegrau herum.

Da fällt der Mann der Länge lang
ins Pflastersteinebeet und weint,
weint, lacht, es quietscht am Eck die Maus,
das Grau ist fort, die Sonne scheint,
die Welt sieht jetzt ganz anders aus.


Speiseplan 

 

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Der kleine Riese wohnt in einem kleinen Haus

gleich hinterm Wald – zusammen mit der Maus.


Die beiden hocken da vor einem großen Topf,

der kleine Riese kratzt die Maus am Hinterkopf


und murmelt: «Sag mal, Mäusefrau, für nächste Woche,

ich denk, dass ich am Montag Läusesuppe koche!»


«Am Montag bringst du immer Rüben auf den Tisch»,

sagt da die Maus, «mit stinkesaurem Zwiebelfisch


verkocht. Am Dienstag Regenwurm vom Grill

in Schneckensoße, wie ichs auch am Mittwoch will!» 


«Nee, Maus, am Mittwoch gibt’s geschmorten Pferdeapfel,

zum Nachtisch knusperbraunen Tannenzapfel.» 


«Und Donnerstag?» – «Tja, Donnerstag …» – «Na Mückenei,

in Kakerlakenöl gebraten auf Kartoffelbrei.


Und freitags Läusesuppe!» – «Gut», der kleine Riese nickt,

«am Samstag Spinnenpilzsalat mit Wurzelsaft gedickt,


am Sonntag, Maus?» – Die Maus leckt sich die Tatzen:  

«Nur Schokoladenpudding, bis wir beide platzen!»



Kleines Gedicht für morgens 

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Guck, der Mond ist fortgegangen,

Morgenhimmel färbt sich blau,

Vögel zwitschern in den Bäumen

von den weggewehten Träumen –

gibts zum Frühstück heut‘ Kakao? 





Kleines Gedicht für abends


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Guck, da geht die Sonne unter,

Abendhimmel färbt sich grau,

Autolichter in der Ferne,

hoch am Himmel Glitzersterne,

Quietschelärm im Mäusebau.



Pille Palle

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Der Igel Pille trifft den Igel Palle:
«Tach, Palle, schon gehört, die Welt ist rund!»
«Nee, Pillemännchen, nee, die Welt hat Ecken,
die Welt ist wie ‘ne Kiste zum Verstecken!»
«Ach, Pallekopp, wat redste da fürn Quatsch,
hast aufn Augen heute Pallematsch,
de Welt ist rund!» – «Hat Ecken!» – «Rund!» – «Ist eine Kiste!»
«Ach, Pallemann, ‘n Kistenknallkopp biste!»
«Und du?» – «Wieso, wat ich?» – «Ja, wat bist du?»
«Wat weiß denn ich?» – «‘n Kistenkänguruh!»
«Und du?» – «Und ich?» – «Ja, du!» – «Ich nicht, nur du!»
«Nein, du!» – «Du!» – «Was denn?» – «Ach, las mich in Ruh!»




Mit Wolkenführerschein

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– Ja, guck nur, heute bin ich faul,

ich liege auf der Bank

und gucke mir die Wolken an,

die ich vom Himmel holen kann,

ich denk mir eine Kutsche aus

mit Wolkenrädern, Quietsch, die Maus,

schiebt hinten, vorne lenkt Karl Semmelbein,

der Hase mit dem Wolkenführerschein,

Hanna, steig ein! 

Hier ist noch Platz! Es kostet auch kein Geld,  

Karl Semmelbein und Quietsch kutschieren durch die Welt.



Schlamassel

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– Es war einmal ein Dromedar.

Was ist denn das, was da mal war,

ein Dromedar? «Wer bin ich bloß?

Ein Irgendwer und namenlos?» 


Das fragte sich das Dromedar,

das ziemlich durcheinander war,

es guckte dromedarisch scheel:

«Vielleicht bin ich ja ein Kamel,


auf jeden Fall, ich bin ein Tier, 

ach, wüsste ich doch mehr von mir!

Ich könnte ja die Hanna fragen:

He, Hanna, könnt‘ ich zu ihr sagen,


ich frage dich als Dromedar,

kommst du in dem Schlamassel klar?

Was bin ich? Ein Kamel? Ein Stier?

Ein Hund? Ein Huhn? Verrat‘ es mir!»



Schneck und Schnecke


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Unter einer Brombeerhecke

wohnt der Schneck mit seiner Schnecke,

wohnen nicht im gleichen Haus.

gucken aus zwei Häusern raus,


kriechen in die Morgenluft,

angelockt vom Brombeerduft,

da der Schneck, so schnell er kann,

Schnecke dort, bleibt an ihm dran,


kriechen beide schneckenschnell,

Sonne macht die Hecke hell –

Tag vergeht. Dann kommt die Nacht,

ganz aus Brombeerduft gemacht,


Duft kommt näher in der Hecke,

Schnecke schafft die Kletterstrecke

vor dem Schneck, klebt zwischen Blättern,

Schneck hat noch‘n Stück zu klettern.



Fragen


– Da rennt im Hof ein Huhn und gackert vor sich hin.

Von oben guckt ein schwarzer Rabe auf das Huhn.

Der Rabe hockt in einem hohen Apfelbaum,

Das Huhn rennt unten um den Baum herum.


Warum?


Warum rennt nicht der Rabe um den Baum?

Warum hockt nicht das Huhn im Baum und guckt nach unten?

Warum ist alles, wie es ist? Und ist nicht anders?

Kann man so fragen? Oder ist das einfach Quatsch?

Vielleicht ist alles ja, wie’s ist, gerade richtig?

Und Fragen drumherum sind gar nicht wichtig?

Oder? 



Dino auf dem Schornstein


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– Hockt ein kleiner grüner Dino
Auf dem Schornstein überm Haus,
Guckt die Oma aus dem Fenster,
Ruft die Oma hoch zum Dino,
Hallo, du auf meinem Schornstein,
Komm doch runter und erzähl mir,
Wo du hergekommen bist!
Ruft der Dino, weißt du, Oma,
Ich bin überhaupt nicht hier,
Bin kein grünes Dinotier,
Das auf deinem Schornstein hockt,
Bin vielleicht nur ein Gedanke,
Nur ein Bild aus alten Zeiten,
Das der Rauch aus deinem Schornstein
In die Luft für dich gemalt hat,
Guck noch mal ums Schornsteineck,
Hallo, Oma, und bin weg.



Leise hin zum Wasserloch

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– Eine Ringelnatter ringelt
sich aus einem Busch,
eine Mäusefrau hockt blinzelnd
vor dem Busch und, husch,


ist die Natter weggeringelt,
und die Mausfrau guckt
dahin, dorthin, baumhoch guckt sie,
hat da was gezuckt?


Hat da nur ein Ast gewackelt?
Wars ein schneller Wind,
der ein Blatt zum Tanzen brachte?
Hallo, Natter, sind


Sie da oben, Sie, Frau Ringel?
Mausfrau guckt und quiekt –
Ringelnatter schlängelt leise,
Leise hin zum Wasserloch …


… Maus guckt immer noch.




Triceratops


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– Ich ging durch einen dunklen Wald
und pfiff so vor mich hin,
und weil ich in Gedanken war
mit vielen Bildern drin,

seh ich auf einmal riesengroß,
ja was? Ist das ein Klops,
der mir im Wald entgegenrollt?
Gar ein Triceratops?

So einer ist es! Ich bin klein!
Das Klopstier guckt mich an,
drei Hörner mitten im Gesicht
mit einem Kragen dran.

Ich sage: «He, Triceratops,
ich bin doch viel zu klein,
zum Frühstück wird das ganz bestimmt 
für dich zu wenig sein!» 

«Ich fress nur Gras, weißt du das nicht,
du ahnungsloser Tropf?»  
Fragt mich da der Triceratops
und rollt aus meinem Kopf.


Omas Brille

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– Da liegt die Zeitung … und wo ist die Brille?
Die Oma sucht … wo hab ich sie bloß hingelegt?
Die Oma sucht sie auf der Fensterbank …
Wo ist sie? Liegt sie unterm Küchenschrank?
Ist sie im Müll gelandet? Aus Versehn?
Die Oma kann die Welt nicht mehr verstehn …
Sie sucht die Brille in der Blumenvase …
Da fällt die Brille Oma von der Nase.


Quatsch

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– Sumsulubum – Sömsölöböm – Quatsch, oder? … 
Somsolobom, so ist es richtig, Hanna? – 
Oder: Semselebem? Auch nicht? – 
Und Sümsülübüm? – Nein? – 
Simsalabim? So ist es richtig, Hanna?
Simsalabim, Wörter verwandeln!
Vertauschst du: a - e- i - o - u,
Dann geht es wie beim Zaubern zu.!
Dann wird aus der H-a-nd … der H-u-nd. 
Oder der H-o-nd? Der H-i-nd? Nein, der Hund.
Und aus dem Hund wieder die Hand.
Was wird aus dem Mond? – Der Münd? 
Quatsch. Der Mund! Und aus dem Mund wieder der Mond.
Und wir tauschen Riese gegen … Rose.
Und Hase gegen … ?
Und die Zacken gegen Zocken? 
Nee. Die Zacken gegen Zicken.
Und die Großen … grüßen (die Kleinen),
und die Nasen … niesen,
die Kappen … koppen? Oder kuppen? Oder … kippen?
Jacken … jucken,
Reifen… rufen … oder röfen? Nein, rufen …?
Aus dem Spatz wird der … Spitz,
die Katz wird zum … Kitz … 
(was ist ein Kitz, Hanna? Richtig: ein ganz kleines Reh …) 
und aus dem Kitz wieder die Katz.
Und die Nuss – wenn es regnet wird sie …?
Und die Pelle (um die Wurst) 
wird zur Pulle (voll mit Wasser),
und der Hammel wird zum Himmel oder zur Hummel? 
Oder zur Hömmel? – Zur Hummel.

So, Hanna, und jetzt denken wir uns noch ein Gedicht aus,
ein Quatsch-Gedicht:
Du Bununun wöchsen müstens üff Bönönenbiemen,
ze Öprökösen kinn min sa am Schlof zutromen … 

Du hast alles verstanden, Hanna? Ich auch: 
Die Bananen wachsen meistens auf Bananenbäumen,
zu Aprikosen kann man sie im Schlaf zerträumen … 
(du Bununun wöchsen müstens üff Bönönenbiemen,
ze Öprökösen kinn min sa am Schlof zutromen …)



Hannas Traum vom roten Auto


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Was fährt da um die Ecke?

Ist es der Postmann? Nein,

da kommt ein rotes Auto,

es muss die Oma sein,


sie hupt, ich lauf zum Fenster,

das rote Auto steht,

wo ist das Dach geblieben?

Der Wind hats weggeweht?


Das Dach vom roten Auto,

kann doch nicht weg sein … doch!

Noch gestern war‘s da oben,

und jetzt ist da ein Loch!


Die Tür geht auf, und Oma

kommt in mein Zimmer rein,

sie sagt: «Das roteAuto,

so sollte es doch sein,


ich habs für dich gezaubert,

und zaubern kann ich gut,

das Dach ist fortgeflogen,

und mit dem Dach mein Hut!»


Die Oma lacht. «Wo fahren

wir beide denn jetzt hin

im off‘nen roten Auto?»


Ob ich die Hanna bin,

die das nur grad geträumt hat?

Ich weiß es nicht genau …


… und Oma nimmt mich an der Hand,

wir gehen durch die Zimmerwand

zum roten Auto hin

und sitzen auch schon drin.


Die Oma hupt, das Auto fährt,

der Wind weht um uns rum,

drei Tage fahr‘n wir durch die Stadt

im Auto, das kein Dach mehr hat,

dann hält‘s vor unserm Haus,

der schöne Traum ist aus.



Sturm

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– Fegt ein Sturmwind übers Haus,

bläst den Rauch vom Schornstein weg,

lässt die Fensterläden klappern,

sammelt sich im Straßendreck,


scheucht die Käfer aus den Ritzen,

wirbelt Mücken durch die Luft , 

kippt die müllgefüllte Tonne

wie ein Spielzeug um und ruft


Regen aus den Wolken runter,

Blitz und Donner übers Haus,

faule Äpfel und Tomaten

kullern aus der Tonne raus,


Büchsen scheppern, Tüten klatschen,

Hühnerknochen fliegen rum,

Tonne spuckt Kartoffelschalen,

steht im Wind, fällt wieder um,


rumpelt übers Straßenpflaster,

heulend hält der Wind sie fest,

leer die Tonne? Alte Hose 

knüllt sich noch um Würstchendose

unten in der Tonne drin,


holt der Wind sie aus der Tonne,

treibt mit Dose und der Hose

hoch hinaus und hin zur Sonne,

die jetzt über allem schaukelt

gelb wie eine Riesenrose.



Zwiebelsuppenkäfer 


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– Ein kleiner roter Käfer,
der fällt in einen Topf,
nun liegt er auf der Suppe
und zappelt mit dem Kopf.

Die Suppe riecht nach Zwiebeln,
dem Käfer ist‘s ein Graus!
Wer hilft dem Zappelkäfer
aus dem Gezwiebel raus?

Da kommt ein langer Finger,
taucht ein ins Suppenmeer,
der Käfer wird ertrinken,
ihn macht die Suppe schwer,

man sieht ihn tiefer trudeln,
der Finger taucht ihm nach,
der Käfer sinkt zu Boden,
was für ein Unglück, ach,

der Finger rührt die Suppe,
die Zwiebeln wirbeln auf,
im Zwiebelsuppenwirbel
spült es den Käfer rauf

nach oben aus der Suppe,
er zappelt, flattert, fliegt,
der Finger will ihn schnappen,
ob er den Käfer kriegt?

Den ziehts zum off‘nen Fenster,
treibt ihn zur Wiese hin –
die Köchin leckt den Finger,
und Suppe tropft vom Kinn.